Konzeption unserer Arbeit

AGKJ e.V. ist der Zusammenschluss der kommunalen Jugendreferate im Landkreis Tuttlingen. Alle hauptamtlichen Stadt- und Gemeindejugendreferentinnen und -referenten können Mitglied werden. Der Kreistag des Landkreises hat im Jahr 2006 eine gemeinsame Handreichung für die kommunale Jugendarbeit im Kreis verabschiedet. Diese wurde 2013 aktualisiert.

Die Aufgaben der Jugendreferate ergeben sich aus den gesetzlichen Grundlagen des SGB VIII. Jugendarbeit als Aufgabe der Jugendhilfe hat einen speziellen Beitrag zur Förderung der Entwicklung eines jeden jungen Menschen zu einer eigenständigen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu leisten. Hierfür müssen die erforderlichen Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung gestellt werden, welche an den Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden. Sie sollen zur Selbstbestimmung befähigen, zur gesellschaftlichen Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anregen und hinführen.

Handlungsleitende Prinzipien sind Freiwilligkeit, Offenheit, Lebensweltorientierung, Selbst-/Mitbestimmung und Partizipation.

Für den Zusammenschluss der Jugendreferate in einer eigenen Arbeitsgemeinschaft sprechen folgende Gründe:

  • Größe der Kommunen: Oft ist hier nur eine Fachkraft tätig. Durch den engen Austausch mit den Kollegen aus anderen Kommunen findet ein fachlicher Austausch statt. Größere Projekte sind zudem nur in Kooperationen durchführbar.
    Da eine paritätische Besetzung in den Kommunen nicht immer garantiert werden kann, ergeben sich durch die Zusammenarbeit ganz neue Möglichkeiten.
  • Struktur des ländlichen Raums: Jugendlichen sind regional unterwegs, deshalb sollten und können viele Themen nur regional bearbeitet werden.
  • Jugendpolitik: Jugendarbeit hat für gute Lebensbedingungen für das Aufwachsen von jungen Menschen zu sorgen. Jugendpolitisches Agieren ist hierbei unabdingbar. AGKJ e.V. wird hier zu einem gemeinsamen, kreisweiten Sprachrohr.

Die ausführliche Konzeption der kommunalen Jugendarbeit im Landkreis Tuttlingen steht hier zum Download bereit (PDF).

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Social-Media

Für die Arbeit der Jugendreferate bietet sich die Nutzung von Sozialen Netzwerken (Twitter, Facebook usw.) an, da dieses Netzwerke Möglichkeiten bieten Kontakte zu allen Altersgruppen zu vertiefen und aufrecht zu halten. Soziale Netzwerke sollen in der Arbeit der Jugendreferat genutzt werde, um innerhalb der bestehenden Beziehungsstrukturen des Jugendreferates Kontakte zu pflegen, Informationen weiterzugeben und auf die Arbeit aufmerksam zu machen. Die sozialen Netzwerke gehören zur Lebenswirklichkeit unserer gesamten Gesellschaft, für die Jugendarbeit bedeutet dies auch, die Präsenz auf sozialen Netzwerken kontinuierlich zu halten und Arbeitszeit vermehrt darauf zu verlagern (Lebensweltorientierung). Daher ist es gerechtfertigt, dass sich ein großer Teil der Arbeitszeit der Jugendreferenten auf die Arbeit in Sozialen Netzwerken bezieht.

Es lassen sich unterschiedliche Kernziele bei der Arbeit in den Sozialen Netzwerken definieren:

  • Pflege sozialer Kontakte
  • Partizipation
  • Information
  • eigene Werbung
  • Presse-, Öffentlichkeitsarbeit

Die Arbeit in den sozialen Netzwerken ist nicht arbeitsspezifisch (Mobile Jugendarbeit, Offene Jugendarbeit) sondern in allen oben genannten Arbeitsfeldern anzutreffen.

Bei allen Vorteilen, die soziale Netzwerke bieten, bleibt zu betonen, dass soziale Netzwerke eine Ergänzung zu der bestehenden Kontaktpflege sind.

Prinzipien der Jugendarbeit

Jugendarbeit basiert auf den Prinzipien der Freiwilligkeit, Offenheit, Lebensweltorientierung, Selbstbestimmung und richtet sich als außerschulisches Bildungsfeld grundsätzlich an alle jungen Menschen.

Freiwilligkeit

Die Teilnahme am Angebot der Jugendarbeit ist freiwillig und schließt somit Betreuungsaufgaben aus. Durch Ressonanz der Jugendlichen ist zu erkennen, ob die Arbeitsweisen und Inhalte den Interessen der Adressaten entsprechen und diese Zustimmung oder Ablehnung erfahren. Die Freiwilligkeit bestimmt den ”Markt” der Angebote und zeigt, dass sich Jugendarbeit immer wieder um ihre Adressaten und Adressatinnen bemühen muss und ihrer Attraktivität stellen muss.

Offenheit

Jugendarbeit steht grundsätzlich allen daran interessierten jungen Menschen offen, unabhängig von sozialer Schichtung, Geschlecht, Weltanschauung oder religiöser Zugehörigkeit, Nationalität, ethnischer Gruppierung und jugendkultureller Ausrichtung. Sie orientiert sich nicht an Defiziten und ist in ihrer Erreichbarkeit niederschwellig anzulegen.

Die Offenheit lässt grundsätzlich Raum für eigene Themenfindungen und Gestaltungen und unterstützt die Selbstorganisation von Jugendlichen und Jugendinitiativen. Jugendarbeit ist unabhängig von fertigen Bildungsplänen oder festen Angebotsstrukturen.

Lebensweltorientierung

Kinder- und Jugendarbeit findet in unmittelbarer Nähe zur Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen statt. Somit richten sich ihre Angebote an Cliquen und Gruppen, die sich aus unterschiedlichen Gründen als zusammengeschlossene oder lose Gruppen im sozialen Nahraum bewegen und diese auch für sich einnehmen. Der Bezug zu alltäglichen und jugendtypischen Themen ermöglicht informelle Lernprozesse, die auch die Gestaltung des Milieus nachhaltig beeinflussen können.

Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Partizipation

Partizipation ist im Sinne einer Selbstverwirklichung des jungen Menschen zu verstehen, in der das Individuum durch Selbstbestimmung sein eigenes Leben zu gestalten lernt. Sie ermöglicht die aktive Gestaltung der eigenen Lebenswelt über das Jugendhaus hinaus. Die Jugendarbeit bietet deshalb immer auch die Möglichkeit der Einübung von demokratischem Handeln.

So verstanden bezieht sich Selbstbestimmung immer auf die Mitbestimmung und Selbstorganisation des eigenen überschaubaren Handlungsfeldes, das sich dann in Folge von erweitertem Handlungsrepertoire auf weitere gesellschaftliche Felder auswirken kann und soll.

In Angeboten und Aktivitäten der Jugendarbeit sind Jugendliche aktiv bei Planung und Durchführung zu beteiligen. Jugendarbeit setzt sich für eine wirksame Partizipation von Kindern und Jugendlichen am politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben ein.

Gemeinwesenarbeit

Im Unterschied zur Einzelfallhilfe und Gruppenarbeit öffnet Gemeinwesenarbeit den Blick auf alle Bevölkerungsteile und die gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse. Sie begreift die sozio-ökonomischen und politischen Bedingungen im Lebensumfeld der Menschen als wichtige Faktoren und Ursachen sozialer Entwicklung und bietet Methoden zur themenorientierten Arbeit im Gemeinwesen.

Gemeinwesenarbeit ist seit vielen Jahren aufgrund ihrer politischen Brisanz immer wieder mehr und mehr verworfen und zur reinen Koordination traditioneller Methoden und planerischen Vernetzungs- und Verteilungspolitik geworden.

Kommunale Jugendarbeit mit ihrem aktiven Auftrag die Lebensbedingungen junger Menschen zu verbessern und ihre Interessen zu vertreten, vertritt eine progressivere Position und möchte eine gesellschaftliche Erweiterung und Veränderungen zum Wohl der Jugend anregen.

Dies geschieht dadurch, dass Einzelprobleme in gesellschaftliche Bezüge gestellt werden und die Bürger ermutigt und befähigt werden, ihre gemeinsamen Probleme zu erkennen und deren Lösung selbständig und öffentlich anzugehen. Die Zielperspektive ist eine Bürgergesellschaft als eine aktive Gemeinschaft, in der die Bürgerinnen und Bürger sich politisch einmischen, sich bürgerschaftlich engagieren und mit Zivilcourage und Solidarität zusammenstehen.

Die Rolle der Kommunalen Jugendarbeit liegt im Wesentlichen darin, eine aktivierende und vernetzende Funktion wahrzunehmen. Sie soll Diskussionsprozesse anregen, Selbstorganisationen fördern, Institutionen und gesellschaftliche Milieus strukturell und thematisch vernetzen, Entscheidungsprozesse demokratisieren und solidarisierende Aktionen durchführen. Die Jugendarbeit soll Jugendliche im Austausch mit dem Gemeinwesen und in ihrer Interessensvertretung unterstützen. Sie wird damit zur gemeinwesenorientierten Jugendarbeit.

Haltung…

…und Rollen der Jugendreferenten

Neben einer entsprechenden Ausbildung, Qualifikationen und pädagogischer Kompetenzen geht es in der hauptamtlichen Jugendarbeit zunächst um eine bestimmte Grundeinstellung gegenüber den Jugendlichen. Diese Grundhaltung ist allgemein zu beschreiben als „Sympathie mit der jugendlichen Unreife“. Es geht im Kern darum, Jugendliche in ihrer notwendigen Unreife, in ihrer Suche nach Orientierungen und Auseinandersetzungen ernst zu nehmen und sie so gut es geht zu verstehen, ohne mit Ihnen in eine falsche Kumpanei zu verfallen. Jugendliche müssen aber auch die Grenzen sehen und brauchen ein Gegenüber, mit dem es sich streiten lässt. Es geht darum, mit ihnen bestimmte „Arbeitsbündnisse“ einzugehen und Jugendarbeit als exemplarischen Ort der Anerkennung und Förderung zu verstehen, als einen Ort produktiver Auseinandersetzungen, der sich immer auch durch die Persönlichkeiten der Jugendreferenten realisiert und repräsentiert.

In der Jugendarbeit werden Pädagogen und Jugendliche zu Ko-Produzenten einer gemeinsamen realen und virtuellen Weltaneignung (lokal und global). Dabei haben die Jugendreferenten eine Vielzahl von Rollen und Rollenerwartungen. Jugendreferenten sind positive Identifikationsfiguren, Streitpartner, Moderatoren, Zuhörer, Vertraute, Vorbilder, Stellvertreter,Initiatoren, Berater, Manager, Koordinatoren, Lobbyisten und Entwickler.

Dabei ist natürlich nicht zu übersehen, dass Jugendarbeit zunächst davon lebt, einen gewissen Gebrauchswert für Jugendliche zu haben. Jugendliche kommen kaum in die Einrichtungen, um sich dort bilden oder gar erziehen zu lassen – und seien die Konzeptionen noch so emanzipatorisch. Jugendarbeit soll Ressourcen zur Selbstfindung für Jugendliche liefern, Ihnen Unterstützung bieten für die Erprobung ihrer eigenen Lebensentwürfe, damit sie den Übergang vom Kindsein zum Erwachsenen werden unter den jeweiligen Lebensbedingungen nicht nur erfolgreich bewältigen, sondern aktiv gestalten.

Weil Jugendliche noch mitten in vielfachen Auseinandersetzungen stecken, haben sie das Recht auf Fehler, auf Scheitern, auf Neuanfänge und sie haben das Recht auf Jugendreferenten, die Enttäuschungen aushalten können und trotzdem weitermachen. Jugendarbeiter müssen es ertragen können, dass sie scheitern, dass ihre guten Absichten ins Leere laufen. Und sie müssen trotzdem weiter machen. Das ist elementarer Bestandteil ihrer Professionalität.